FERRAGOSTO - SPIEGEL DER ITALIENISCHEN SEELE




Ferragosto - Spiegel der italienischen Seele

Wenn im August in Italien scheinbar alles stillsteht, die Geschäfte schließen und die Städte sich leeren, dann ist eines sicher: Ferragosto steht vor der Tür. Jedes Jahr am 15. August begehen die Italiener diesen traditionsreichen Feiertag, der tief in ihrer Geschichte und Kultur verwurzelt ist. Doch was genau steckt hinter Ferragosto und warum ist dieser Tag in Italien so bedeutsam?


Historische Ursprünge: Vom Kaiser zum Katholizismus

Der Name Ferragosto stammt vom lateinischen Ausdruck „Feriae Augusti”, was so viel wie „Feiertage des Augustus” bedeutet. Im Jahr 18 v. Chr. führte der römische Kaiser Augustus diesen Festtag ein, um das Ende der arbeitsintensiven Erntezeit zu feiern und sich bei den Göttern für die Fruchtbarkeit des Bodens zu bedanken. Es war ein Tag der Erholung, der mit Pferderennen, Prozessionen und Feierlichkeiten begangen wurde. Einfache Arbeiter wurden sogar mit Geschenken und Gratifikationen bedacht.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Ferragosto von der katholischen Kirche übernommen und mit dem Fest Mariä Himmelfahrt (Santa Maria Assunta) verknüpft, das ebenfalls am 15. August gefeiert wird. Es symbolisiert die Aufnahme der Jungfrau Maria in den Himmel, ein zentrales Glaubenselement der katholischen Lehre.

Ferragosto heute: Mehr als nur ein Feiertag

In der heutigen Zeit hat dieser Feiertag zwar viele seiner religiösen Wurzeln behalten, er wird aber vor allem als Fest der Sommerpause und des Zusammenseins gefeiert. Viele Italiener nutzen den Tag, um in den Urlaub zu fahren – vorzugsweise ans Meer oder in die Berge. Während die Städte wie ausgestorben wirken, sind die Strände überfüllt.

Typisch für Ferragosto sind: 

  • Gemeinsame Grill- oder Picknickausflüge, insbesondere in ländliche Gegenden oder Nationalparks.

  • Große Festessen im Familienkreis, bei denen traditionelle Speisen wie Porchetta (gefüllter, gerösteter Schweinebraten), Insalata di riso (Reissalat) oder gegrillte Meeresfrüchte serviert werden.

  • Feuerwerke, Prozessionen und Volksfeste, insbesondere in Süditalien.

Ferragosto in der Popkultur

Ferragosto ist auch ein beliebtes Motiv in Literatur, Film und Musik. Besonders bekannt ist der Film „Pranzo di Ferragosto” (Das Festmahl im August) aus dem Jahr 2008, der in leiser Komik den Feiertag aus der Perspektive eines pflichtbewussten Sohnes schildert, der am Ferragosto-Wochenende vier alte Damen betreut, während alle anderen verreisen.

Auch in Musik und Werbung wird der Feiertag als Inbegriff italienischer Lebensfreude, Sonne und dolce far niente – dem süßen Nichtstun – inszeniert.

Fazit: Ferragosto als Spiegel der italienischen Seele.

Ferragosto ist weit mehr als nur ein freier Tag im Hochsommer. Er ist ein Fenster zur italienischen Geschichte, ein Symbol des gemeinschaftlichen Lebens und ein kultureller Fixpunkt, der das Land Jahr für Jahr zur Ruhe bringt. Zwischen Religion, heidnischen Wurzeln, sozialer Realität und Urlaubsfreude spiegelt sich in Ferragosto die ganze Komplexität Italiens.
Ob am Strand mit einem Glas Vino Bianco, bei einer Prozession durch die Altstadt oder einfach mit Menschen, die einem am Herzen liegen, im Freien bei einem Picknick: Ferragosto bleibt ein Fest der Verbundenheit mit der italienischen Geschichte, der Natur sowie mit Familie und Freunden.

Buon Ferragosto a tutti.

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